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Baustellenreport #4: „Die Zukunft des Bauens“

26. April 2023 in Arena24

Dass beim Umbau der Mercedes-Benz Arena von Anfang an auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, war dem Architektenbüro rund um den geschäftsführenden Gesellschafter Eberhard Becker von Anfang an ein Anliegen. „Wir sind als Büro klimaneutral und haben – da auch der VfB nachhaltig unterwegs ist – bei unserer Beauftragung durch die Stadion NeckarPark GmbH & Co. KG vorgeschlagen, beim Umbau möglichst viel auf Nachhaltigkeit zu setzen. Die Idee kam gut an“, so Becker, der die Nachhaltigkeitsstrategie beim Projekt „Arena24“ vergangene Woche auf einem Fach-Symposium zum Thema „Bauen mit Beton im Kreislauf - Recycling, Re-Use und Ressourcenschonung“ am Karlsruhe Institute of Technology vorstellte.

„Beton gilt als Klimakiller Nummer eins, oft nehmen Rohbaukosten 30 bis 40 Prozent der gesamten Baukosten ein. Daher ist die Arbeit am Bestand das Nachhaltigste, was wir hier am Stadion machen können“, sagt Eberhard Becker. Doch auch der bei den Abrissarbeiten abgetragene Bauschutt wird wiederverwertet. Am Stuttgarter Hafen wird er von der Firma Schwenk zermahlen und anschließend wieder auf der Arena-Baustelle genutzt. Der Recycling-Beton spart zwar kein CO2 ein, schont aber dennoch Ressourcen und ist auf der Baustelle fast überall im Einsatz. Maximal 30 Prozent Recyclinganteil dürften die Bauteile aufweisen, so Becker. „Mit der Qualität kann man zufrieden sein, es sind fast keine Unterschiede bemerkbar.“ Bei den Umbaumaßnahmen kann außerdem auf CO2-reduzierten Beton zurückgegriffen werden, der rund die Hälfte des bei der Herstellung von Zement entstehenden Kohlenstoffdioxids einspart. „Die Herstellung ist eigentlich sehr ressourcenintensiv, daher ist es toll, dass wir auf diesen nachhaltigeren Beton zurückgreifen können“, freut sich Eberhard Becker, der auf dem Fachsymposium in Karlsruhe auch auf andere Stellschrauben einging, an denen beim Arenaumbau im Sinne der Nachhaltigkeit gedreht wird.

So würden im Kabinenbereich unter der Haupttribüne Lehmbauwände sowie sogenannte „Sauerkraut“-Decken aus Sperrholzplatten verbaut, eine Frisch-Koch-Küche mit Fokus auf regionale Produkte eingerichtet sowie effizientere Geräte in die Haustechnik integriert, etwa ein neues LED-Flutlicht. Mit der 1.650 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage auf den Dachsicheln könnten darüber hinaus etwa 10% des alltäglichen Strombedarfs des Stadions abgedeckt werden. Auch vor dem eigentlichen Abbruch wurden Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergriffen: Nach dem sogenannten „Urban Mining“-Prinzip wurden Teile der Inneneinrichtung wie Brandschutztüren und Verglasungen ausgebaut und weiterverkauft. „Wir haben hier einen Meilenstein gesetzt. Das alles ist die Zukunft des Bauens“, so Eberhard Becker.

Nachhaltigkeit ist in Bezug auf die Mercedes-Benz Arena allerdings nichts Neues. Schon bei vorherigen Umbaumaßnahmen wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen. So sammelt etwa das 40.000 Quadratkilometer große Membrandach der Arena Regenwasser, das anderenorts, etwa bei den Urinalen, eingesetzt wird und so den Wasserverbrauch drastisch senkt.

Bei den derzeitigen Umbaumaßnahmen, so Eberhard Becker, gehe es vor allem darum, den Standort zu stärken und insgesamt besser und sinnvoller nutzbar zu machen. „Das Stadion soll im Optimalfall nicht nur 17-mal, sondern 350-mal im Jahr genutzt werden. Nach der Fertigstellung des Innenbereiches können bis zu acht oder neun Konferenzen gleichzeitig stattfinden, was jetzt kaum möglich ist.“ Die Nutzfläche im Bauch der Haupttribüne steigt durch die Umbaumaßnahmen von bisher 8.500 und 9.000 Quadratmetern auf fast 16.000 Quadratmeter an.

  • Recycling der Baustellenmaterialien
  • Verarbeitung der Baustellenmaterialien
  • Blick in die Baustelle

Fotos: Arnim Kilgus